Tom Cox Multihull CAPSIZE Revisited Multihulls Magazine Januar/Februar
2005-05-05
übersetzt zum Abdruck in "Mehrrumpfboote" von
Peter Meincke
Mehrrumpf-Kenterungen
Eine Nachschau
Letztes Jahr kenterten drei moderne Trimarane - innerhalb eines Monats – alle
von Mitgliedern der Neu England Multihull Regatta Vereinigung - und eine
Kenterung endete tragisch.
Zwei der Kenterungen , die der ZEPHIR ein Antrim 40 und RUT ROW , ein
Corsair 31 R , erlebten dies auf dem Kurs während der diesjährigen
offenen Regatta, gesegelt nördlich der Newport/Jamestownbrücke
am Samstag, den 21. August 2004. Beide segelten unter belegten Spinnakern
in über 20 Knoten böigem Wind. Niemand
wurde verletzt, beide Schiffe wurden am nächsten Tag in ruhigem
Wetter wieder aufgerichtet. ZEPHIR kam mit geringen Schäden davon,
während RUT ROW das
gesamte Rigg verlor – Carbon Mast, Baum und Segel.
Dies relative Glück war der dritten Kenterung nicht beschieden.
ANDIAMO – ein Corsair 31 – Skipper Pete Harvey begleitet
von Chris Conrad, liefen in der Sept. Hochsee Regatta im Long Island
Sund (NY), als rechtzeitige Vorhersagen über Starkwind am Samstag,
den 23. September die Segler veranlassten, den Start nahe Greenport NY
zu verlassen und Kurs Richtung Heimat an der Conneticut Küste zu
nehmen, während günstige Winde von Süden vorherrschten.
Was die Vorhersage nicht mitteilte, war die Böen und das Auge des
Sturms am Ende des Hurrikan Ivan, der sich aus einem Tief während
des Vormittags entwickelte Die ersten Böen erreichten das Boot aus
Nordost innerhalb von Minuten gegen 10 Uhr, in der Mitte der Bucht. ANDIAMO
erlebte eine Winddrehung um 180 Grad bei gleichzeitigem Temperaturabfall
von 13 Grad und Böen mit 50 Knoten Wind fielen über das Boot
her.(An Land wurden 80 Knoten Wind gemessen.)
Das Boot wurde hoch gewirbelt in einer Rolle rückwärts und
die Böen packten es unter den Netzen. Conradi, der auf Deck das
Groß bergen wollte vor dem Windstoß, saß unter dem
Boot in der Falle mit seiner selbstaufblasbaren Weste und wurde in den
kurzen 6 bis 8 Fuß hohen Wellen von den Rümpfen getroffen.
Bis sich Harvey von seiner selbstaufblasbaren Weste befreit und Conradis
Weste zerstört hatte, unter das Boot tauchte und ihn herauszog,
war es schon zu spät. Er war bereits bewusstlos und konnte nicht
mehr wieder belebt werden.
Auf Grund dieser Kenterungen, die alle vor der Küste in Landsicht
geschahen, lud die New England Multihull Vereinigung zum Treffen am 17.
Oktober 2004 ein. Sieben NEMA Mitglieder – alle von ihnen hatten
Kenterungen auf modernen Multihulls in den letzten 24 Jahren erlebt – sprachen über
ihre Erfahrungen und tauschten ihre Beobachtungen aus.
Don Watson (DW): Wir lieben unsere Boote, sind mit ihnen vertraut und
segeln sie mit großem Vergnügen, alle von uns wissen von dem
dunklen Geheimnis, aber wir reden nicht darüber. Besonders dies
Jahr verfolgt es uns in unseren Gedanken. Ich möchte gern mit anderen über
ihre Erfahrungen sprechen.
Pete Harvey (PH): wir segelten dies Boot - ANDIAMO Corsair 31 – viele
Jahre, in den Dry Tortugas, Fort Lauderdale/Key West Regatten. Chris
war ein sehr fähiger Mann, ein
Taucher, ein langjährig erfahrener Segler. Ich genoss die letzten
zwanzig Jahre, die ich mit ihm segeln durfte. Er war ein großartiger
Kamerad.
Was am meisten überraschte, mich, der ich Boote tausende von Meilen über
die Hohe See überführt hatte, Rettungsinseln verpackt, EPIRP
s getestet, war , dass ich niemals solche Tragödie 3 Meilen vor
der Küste erwartet hätte. Wir segelten in der Hochsee Regatta
( Samstag 23. Sept. 2004) nur zu zweit. Die Vorhersage sprach von 25-30
Knoten Wind aus Südost; 120 Boote in der Regatta, davon 7 Multihulls.
Hätten wir die Wetterbedingungen gekannt, wären wir unter diesen
Bedingungen nicht nur zu zweit rausgegangen.
Wir verließen Greenport N Y nach dem Aufstehen und der Wetterabfrage.
Um 9 Uhr 30 passierten wir Little Gull nachdem wir ungefähr eine Stunde
gesegelt waren. Der Wind schlief ein, wir wussten, es kommt eine Front aus
Nordost, aber doch erst in einigen Stunden. Innerhalb der nächsten halben
Stunde zeigte der Windmesser bei der letzten Böe 52 Knoten. Während
wir das bereits zweifach gereffte Groß einholten, packte uns der nächste
Windstoß – wir fuhren die Fock und das Groß stand nur noch
6 Fuß über dem Baum. Wir stiegen eine Welle hinauf und das Boot
war vor meinem Gesicht. Ich sah, wie sich die Trampolins mit Luft füllten,
wie Kissen. Dann ging es über das Heck nach achtern. Das Boot stand für
eine Sekunde senkrecht, dann war ich im Wasser – ich hatte keine Chance
mich irgendwo festzuhalten. Das erste, was ich erinnere, als ich ins Wasser
schlug, war die sich aufblasende Schwimmweste. Ich kam am Motor hoch und der
Propeller schlug mir an den Kopf. Ich stieß mich ab und tauchte neben
dem gekenterten Boot auf, um nach Chris zu sehen. Ich sah ihn nicht und begab
mich auf die andere Seite des Rumpfes – und entdeckte ihn unter dem Mittelschiff,
seine automatische Schwimmweste presste ihn gegen den Schiffskörper. Ich
griff durch ein Loch neben dem Netz und konnte die CO2 Patrone von der Weste
reißen. Ich war nicht in der Lage ihn sofort unter dem Boot hervor zu
ziehen , nicht einmal durch Tauchen. Ich glaube nicht, dass er noch lebte,
als ich nach der Weste griff. Er griff nicht nach mir, noch machte er irgendwelche
Anzeichen, dass er lebte. Endlich zog ich ihn heraus, zog ihm die Weste aus,
seine Öljacke, seinen Overall – er war ein zwei Zentner Mann . Ich
vermute, dass es seine TEVA Sandalen waren, die ihn unter dem Boot festhielten,
denn als ich ihn heraus hatte, fehlte ihm eine Sandale. Ein Tampen könnte
sich um seinen Fuß gelegt haben. Ich trug einen Trockenanzug, keine Schuhe
und hatte meine Weste ausgezogen, um zu tauchen und mich zu bewegen. Hätte
ich getragen, was er trug, hätte ihn den Mann niemals bergen können.
Bei 6 Fuß hohem Seegang waren wir ungefähr 45 Minuten am Boot und
ich tätigte einen Notruf – ohne Antwort. Alles was ich tun konnte,
war ihn festzuhalten und seinen Kopf über Wasser zu halten. Ich konnte
ihn nicht am Boot festbinden. Ein Fischerboot nahm uns auf und er wurde ins
Krankenhaus gebracht, wo sie seinen Tod feststellten. Im Rettungswagen hatten
sie die Wiederbelebung mit einem Defibrillator versucht, aber keine Reaktion
erhalten. An der Küste wurde der Wind mit 80 Knoten gemessen. Ich denke,
wenn sie es mit einem manuellen Inhalator versucht hätten, wäre es
vielleicht möglich gewesen, ihn wieder zu beleben.
Aber was immer wiederkommt, ist der Gedanke – wir alle bereiten uns sorgfältig
vor – aber wir sind nie wirklich vorbereitet.
Paul Van Dyke (PVD): Wir erlebten die Kenterung des 40 Fuß Antrim
Trimaran ZEPHIR diesen Sommer während der offenen Newport Regatta.
Wir wurden völlig überrascht.
Wir lagen im Rennen – es war windig, 20-25 Knoten - wir waren kurz vor
dem Abschluss eines 4,8 Meilenschlags .Alles war bestens, das Boot lief sehr
schnell und niemand dachte ans Kentern – es war das Letzte, was uns in
den Sinn gekommen wäre. Wir waren leichtfertig – ein exzellentes
Schiff im besten Wind. Wir fuhren unsere letzte Halse 300 Yards vorm Ziel perfekt,
vielleicht eine Spur zu weit und wir mussten 5 oder 10 Grad abfallen. Die Jungs
begannen den Spinnaker zu trimmen und fierten den Traveller des Groß,
als ein Windstoß uns packte und das Boot kenterte als sei es ein Strandcat.
Es geschah einfach so und überraschte mich vollkommen. Im Nachhinein betrachtet,
hätten wir den Spi nicht so stramm geholt, hätten wir ihn schneller
lösen können – aber die Schot lief über eine selbstholende
Winsch und ich hatte gebeten, den Spi zu trimmen. Wenn jemand die Spinnakerschot
aus der Hand gefahren hätte, wäre es möglich gewesen zu fieren.
Es ging unglaublich schnell, das Schiff stoppte und zögerte nicht, es
drehte ein und stieg hoch.
Ich kriegte die Travellerschot zu fassen, hing an ihr in der Luft und fand
mich auf dem Bauch im Wasser wieder, dann kletterte ich auf das Netz. Ein Crewmitglied,
Duane, der Eigner befand sich im Cockpit und ging unter. Zwei Jungs waren außerhalb
des Netzes, einer auf dem Groß, einer auf dem Spinnaker. Der fünfte
Mann, Louie war vorne und trug eine automatische Schwimmweste, er hing in einer
Leine unter dem Boot, konnte sich aber befreien. Erleichtert stellte ich fest,
alle waren da, Niemand war verletzt; es gab kaum Schäden am Schiff. Nichts
war gebrochen, nicht einmal der Mast.
Ted Grossbart (TG): Rosebud II ist ein Formula 28, ein gestrippter Formula
40 mit einem größeren Rig.- ein extremes Schiff und wir hatten
es ausgerüstet mit zusätzlichen Auslegern, sodass es 28 Fuß lang
und 34 Fuß breit war. Es geschah im der Gloucester Schooner Regatta
(1. Sept. 2001) in stürmischem Wetter unterbrochen von abrupten
Windlöchern. Wir segelten in der ersten Hälfte des Rennens
großartig, fierten in den Böen und holten dicht in dem nachlassenden
Wind .Er war ablandig und dicht unter der Küste blies er sehr ruppig.
Wir liefen hoch am Wind und wurden von einem Windstoß gepackt,
der weitaus kräftiger war als alle vorhergehenden. Vielleicht hatte
sich die Fock bekniffen, aber ich denke, das war nicht der Auslöser.
Wir erreichten 45 Grad Krängung , der Bug drehte in den Wind und
das Boot begann sich zu stabilisieren – wir dachten, es ist alles
OK. Dann packte uns eine weitere Böe und wir kenterten ganz langsam
und stetig. Es wehte um die 28 Knoten. Wenn Du einmal über die Seite
kenterst, geht es erstmal aufwärts und Du suchst Dir einen Landeplatz.
Die meisten der Crew waren auf dem Ausleger, der in diesem Fall wie ein
Katapult wirkt, deshalb waren sie die ersten im Wasser. Glückliche
Umstände führten nur zu ein paar blauen Flecken und keinen
ernsthaften Verletzungen oder Schäden – die Woche drauf segelten
wir bereits wieder.
Dicht unter der Küste waren der Hafenmeister und die Küstenwache
Zeuge. Diese wollte zuerst nicht helfen, der Hafenmeister kam, übernahm
eine Leine und versuchte uns aufzurichten, aber er hatte nicht genug
Motorkraft. Wir hatten auch keinen Hahnepot angeschlagen. Als die Küstenwache
sah, dass es klappen könnte, kamen sie. Sie richteten uns auf, installierten
eine Pumpe und schleppten uns nach Gloucester. Die klare Einsicht aus
diesem Vorfall ist, wir hatten zu viel Segelfläche. Es ist ein extremes
Boot, wir wussten, wir riskierten alles, wir riskierten die Kenterung
und - wir kriegten sie.
Ira Heller (IH) Syd und Ich segelten in der NOOO Regatta in 1995 (in
Mothra einen F 27 Trimaran). Die Regatta fand in der Narragansett Bucht
nahe der Gould Insel statt. Ein Hurrikan war südlich der Atlantikküste
vorüber gezogen und es liefen große Wellen in die Bucht. Der
Wind blies mit 25 Knoten aus Nord gegen die Wellen an. Wir liefen mit
halbem Wind unter symetrischen Spinnaker. Ich fand es schwierig zu halsen.
Wir entschieden den Spi vor der Wendemarke zu bergen und gaben die Spischot
einem Einrumpfsegler mit geringer Multihullerfahrung in die Hand. Wir
stampften mit den Rümpfen in die Welle mit 15 Knoten und das Schiff
stoppte auf, das Heck kam hoch , eine neue Böe packte uns und der
Mann nutzte die Spischot , um sich festzuhalten, statt sie loszulassen
und das Boot wurde über den Bug gezogen. Ich hielt mich an der Pinne
fest, um nicht irgendwohin zu rutschen. Im Wasser fand ich mich wieder – unter
dem Rumpf.
Ich erkannte die gefährliche Situation und hoffte, in die richtige
Richtung zu schwimmen – ich hatte keinerlei Orientierung. Es herrscht
nur geringe Sicht unter Wasser – vielleicht 6 Fuß. Geistesgegenwärtig
hatte ich tief eingeatmet, bevor ich ins Wasser stürzte. Wo die
anderen waren, wusste ich nach der Kenterung nicht.
Sydney Miller (SM) : Zu dem Zeitpunkt waren wir froh, dass wir nicht
unsere selbstaufblasbaren Schwimmwesten trugen und glücklich, dass
wir nicht angeleint waren. Ich befand mich auf dem Netz , bereit, den
Spi zu bergen und ich erinnere mich, dass ich dachte, es wäre besser
, es gäbe eine andere Methode den Spi nieder zu holen. Ich hoffte,
die anderen zu sehen und nicht tauchen zu müssen. Besorgt war ich, über
all die Leinen an Bord, als das Boot kenterte. Vor allem waren wir heilfroh,
dass niemand sich in den Leinen verfangen hatte. Wir hatten Riesenglück.
Ich war froh, dass es Tag war und wir an einer Regatta teilnahmen – überall
Boote um uns herum. Es war eine unglückliche Verkettung von Wind
und Wellen, aber vor allem ein Bedienungsfehler.
Joe Colpitt (JC): Im November 1981 wurde ich gefragt, ob ich einem Eigner
eines 49 Fuß
Leichtgewicht Kreuzer Trimaran helfen wollte, diesen von Marthas Vineyard
auf die Virgin Inseln zu überführen. Wir liefen in der zweiten
Novemberwoche aus. Nach einiger Zeit hörte ich im Radio von einem
Hurrikan südlich Kubas. Er verwandelte sich in einen außertropischen
Zyklon und lief nordwärts mit 30 Knoten auf uns zu, 200 Meilen nördlich
der Bermudas kriegte er uns zu fassen.. Zuerst liefen wir ihm entgegen
Richtung Süden, dann drehten wir um und liefen unter der Sturmfock
ab. Wir hatten keinen Seeanker oder Treibanker. Es wurde schlimmer und
gegen 21 Uhr pflügten wir durch riesige Wellen, mit allen drei Rümpfen – das
Wasser bis zum Baum - stoppten und richteten uns auf, um erneut in die
Wellen zu stampfen. Unglücklicherweise halste ich unter der Sturmfock
und schließlich flog sie davon. Nun surften wir unter Top und Takel,
der Sturm blies mit 6o Knoten und die Wellen waren 25 Fuß hoch.
Es war schwierig, das Boot auf Kurs zu halten, es wollte quer schlagen.
Ich denke in diesen riesigen, brechenden Wellen bewegt sich das Boot
mit derselben Geschwindigkeit wie das Wasser und das Ruderblatt findet
keinen Widerstand. Wir waren hilflos, das Boot schlug quer. Dann kam
eine riesige Welle, wir waren unten im Wellental und es drehte uns wie
einen Pfannkuchen. Es war nicht wirklich lustig.
Ich ging Ruder, der Eigner suchte in der Kajüte irgendetwas, was
er als Seeanker nutzen könnte, der Niedergang geschlossen. Wenn
wir einen Treibanker gehabt hätten – denke ich - wären
wir aus dem Schneider gewesen. Ich war am Ruder und klammerte mich ans
Rad und das Schiff lag über mir .- es gab einen Luftraum unter dem
Cockpit. Ich holte tief Luft, schwamm zum Niedergang, öffnete ihn, überwand
meine Furcht und schwamm hinein, dann schlossen wir ihn wieder. Unter
dem Cockpit führten wir ein Moped mit und es hatte Benzin im Tank,
deshalb kriegten wir jetzt Benzindämpfe in die Kajüte. Ich
hatte vor der Kenterung den Eigner nach einem Bohrer und einer Säge
gefragt und sie dort abgelegt, wo wir sie erreichen konnten, falls wir
kentern würden. Wir schnitten ein Loch in den Boden des Rumpfes
und innerhalb der nächsten Stunde hatte sich das Rig losgerissen
und hing am Want oder Vorstag und die Niedergangsschienen waren herausgerissen.
Während dieser Zeit stellten wir die Batterie richtig herum auf,
sammelten die Dosen aus dem Wasser und warfen das Moped durch Niedergang
hinaus.
Wir hielten drei Tage in unserem Ölzeug aus, bis wir gerettet wurden.
(Sie hielten Ausschau von dem gekenterten Hauptrumpf. Joe trocknete ein
Paperbackbuch Seite für Seite und las es, während er dort saß,
immer wieder Ausschau haltend nach Schiffen, doch die meisten waren nicht
nah genug. Nach drei Tagen schien ein Schiff so nah, dass Joe eine Leuchtpatrone
abschoss. Das Schiff änderte seinen Kurs und Joe schoss noch zwei
weitere Leuchtkugeln, um dem Schiff die eigene Position zu signalisieren.
Walter Green(WG) : Mir passierte das Ganze einen Monat früher als
Joe. Ich war glücklich mit Phil Weld befreundet zu sein, der 1976
mit Gulf Streamer gekentert war und oft darüber berichtet hatte.
Wir lernten eine Menge voneinander. Wir hatten Überlebensanzüge
an Bord von Gonzo (53 Fuß Greene Trimaran). Ich sollte das Boot
von Yarmouth, Maine zum Start der Rhum Regatta (La Route de Rhum start
in St. Malo, France) im Oktober 1981 bringen. Wir gerieten in einen Sturm
aus Nordost und wir wollten nach Nordost. Schließlich reduzierten
wir die Segel - banden zwei Reffs ein – drei Reffs.
Endlich sagten wir uns, lass das Rennen sausen und drehten ab – wie
Joe es tat. Wir waren zu dritt an Bord, einer mit wenig Praxis, der andere
mit einer Menge Erfahrungen. Nye Williams und ich steuerten von Hand über
zwölf Stunden wahrscheinlich vierundzwanzig Stunden, bevor wir kenterten.
Wir liefen gegen den Golfstrom – die Wellen waren wirklich mordsgroß.
Die Küstenwache erzählte uns später, im Strom hätten
die Wellen eine Höhe von 50 Fuß erreicht. – ich weiß nicht,
in welchem Abschnitt wir uns befanden. Drei auf dem Boot und drei verschiedene
Geschichten, wie das Boot kenterte.
Ich ging Ruder. Ich spürte, wie das Boot in ein Loch in der See
fiel. Wir liefen nicht sehr schnell, ungefähr 8 bis 10 Knoten. Ein
53 Fuß Schiff , mir kam es vor, als fiel es, schlug mit dem Bug
auf und überschlug sich sofort. Ich war im Cockpit und trug eine
Sportschwimmweste und keinen Lifebelt – ich wollte nicht ans Boot
gekettet sein - und ich fand mich unter dem Netz wieder – ein richtiges
Netz, nicht ein Trampolin. Alles war in Ordnung, ich holte tief Luft
und tauchte. Ich schwamm unter dem Ama durch, kletterte auf das Boot
an der Seite. Alles Weitere war nicht aufregend. Wir hatten eine Luke,
die wir zu einem Notausstieg machten – die beiden drinnen reichten
mir Bohrer und Säge – überraschend, wie schnell man sägen
kann, wenn es nötig ist. Wenn Du jemals kenterst
und Du bist auf See, beeile Dich nicht einen Notausstieg herzustellen.,
denn ist die Kommunikation untereinander vorhanden, so ist alles in Ordnung.
Du überlegst, du willst den Ausstieg an einer bestimmten Stelle
vornehmen und du weißt es vielleicht nicht gleich wo. Überlebensanzüge – das
Wichtigste – wir hielten in ihnen einen Tag aus. Ein Sprechfunkgerät
(Handfunk, wassergeschützt) - ebenso wichtig. Du kriegst die Küstenwache
auf Kanal 16 – 1981 – und auch jetzt noch. Ein Supertanker
versuchte zuerst, uns abzubergen. Wir hatten Verbindung mit ihm. Schließlich
sagten wir ihm, er leiste Großartiges, aber wir wollten ihn nicht
wieder sehen. Er kam von Luv und krachte in uns - Bug voraus. Es schien,
als habe er eine 100 Fuß Bugbombe. Die Küstenwache hat ein
Photo – aufgenommen aus einem Flugzeug – ein gestülper
Trimaran genau vor dem Bug eines Tankers mit zwei Knoten Fahrt. Es kam
uns vor, als würden wir gegen eine Wasserwand geworfen. Schließlich
kam die Küstenwache mit einem 240 Fuß Schiff mit zwei Schrauben – diese
kamen immer wieder aus dem Wasser. Eigentlich wollte ich auch von ihnen
nicht unbedingt gerettet werden. Sie drehten in Luv bei und kamen dann
auf uns zu und jeder von uns einzeln schwamm auf sie zu in unseren Überlebensanzügen.
Sie warfen uns eine von Hand gehaltene Leine mit einer Schlaufe zu, wir
schlupften hinein und sie zogen uns durch das Wasser zum Bug. Professionelle
Retter sind zum Retten aus Seenot doch besser als die Handelsmarine in
diesen Wellen und Bedingungen. Natürlich hätten wir einen Treibanker
mitführen sollen und ich empfehle niemandem ohne ihn auszulaufen.
Jetzt freue ich mich Schiffe beigedreht liegen zu sehen oder vor Treibanker.
Und ich denke, dass bei einem Katamaran oder Trimaran die Diagonale vom
Heck zum gegenüberliegenden Bug die größte Länge
ist und diese sollte man den Wellen präsentieren. Ich bin überzeugt,
dass jede Situation anders ist und wenn Du auf hoher See einen Sturm
zu überleben versuchst, gibt es da kein Formular, dass deine Probleme
löst. Ich habe da in kurzer Zeit eine Menge gelernt. Und ich habe
erfahren, dass Multihulls in jede Richtung kentern können. Und rückwärts
ist sicher genau so wenig gut.
Tom Cox (TC): Ich kann von einer weiteren Multihull Kenterung berichten,
die letzten Sommer geschah. Über sie erfuhr ich von Spencer Merz,
der sie von Bill Bailey hatte, einem Segler aus England mit ausgiebiger
Erfahrung auf Ein- und Mehrrümpfern um die Britischen Inseln. Es
handelt sich um die Kenterung und den wahrscheinlichen Verlust eines
F 27.Das Boot CARIAD mit Eigner Robertson traf offensichtlich mit ordentlicher
Geschwindigkeit auf ein Unterwasserhindernis und drückte einen Schwimmer
ein. Dieser füllte sich langsam mit Wasser und das Boot würde
möglicherweise kentern. Der Eigner – allein an Bord – machte
alles richtig, setzte einen Notruf ab mit seinem neuen DSC Gerät
und gab alle Einzelheiten durch. 30 Minuten später war das Rettungsboot
da, gerade im Moment, wo das Boot kenterte und Robertson ins Wasser warf.. Über
den weiteren Ablauf bin ich nicht unterrichtet.
Es scheint mir, es gäbe einen Weg diese Kenterung zu verhindern – das
Boot auf den anderen Bug bringen und so den beschädigten Schwimmer
aus dem Wasser zu heben, um ihn zu leeren. Diese Taktik wandte Bill Doelger
an, als MARGARET während der Nantucket Light Ship Regatta beschädigt
wurde. Im Nachhinein ist es leicht zu raten – und oft denkt man
unter Stress nicht klar.
DW: Vielleicht sollten wir uns über die Sicherheitsausrüstung
unterhalten, die zum
Auslaufen an Bord sein sollte.
SM: Ein Messer, welches nicht zwei Hände braucht, um geöffnet zu
werden und am
Mann mit einem Bändsel befestigt ist.
PH: Rettungswesten mit eingearbeiteten Gurten, von Hand auslösbar
sind selbstauslösenden Schwimmwesten vorzuziehen.
TG: Eine Reißleine, welche die Weste unter Spannung sofort freigibt.
PVD: Alternative 1: Eine Sportschwimmweste für den Küstenbereich,
die das Schwimmen
erlaubt.
PH: Alternative 2: Ein Trockenanzug mit Dichtungen am Hals und den Gelenken,
dazu
Polypropylen Unterwäsche.
BD: 406 EPIRP mit GPS, registriert auf deinen Namen und dein Boot.
WG: Tauchanzüge. Wasserdichtes Funkgerät am Mann oder im Sicherheitsfach.
ICH: Solche mit Batterieset für AA Batterien, falls der Akku leer ist
sind vorzuziehen.
TC: Einstellbare Überlebensanzüge – gut für
kaltes Wetter und für Überbordgehen. Einige verfügen über
aufblasbare Kissen und Gurte um die Wasserzirkulation an den
Beinen zu unterbinden.
PH: Leuchtraketen.
TC: Ein Satellitentelefon – Globalstar oder Iridium – wassergeschützt.
ALLE: Die gesamte Sicherheitsausrüstung sollte an einem zugänglichen
Platz gesichert
sein.
TC: Führt die obige Ausrüstung vor – mit Ausnahme der
Raketen, der Sportschwimmwesten und des 406 EPIRP – es ist sehr
instruktiv eine Weste auszulösen und dann die Luft raus zu lassen,
wenn sie getragen wird. Eine 121,5 mhz. EPIRP mit leerer Batterie - zum
Beispiel – muss nicht sein.
DW: Ich möchte gern über Seemannschaft sprechen. Was würdet
ihr anders machen, um
ein Kentern zu vermeiden?
PVD: Niemals den Spinnaker über die selbstholende Winsch
fahren.
SM: Weniger Segelfläche in windigem böigen Wetter. Rechtzeitig den
Spinnaker bergen
oder ihn gar nicht fahren.
JC: Treibanker am Heck. Wir führten einen 3 bis 4 Fuß Durchmesser
großen Treibanker am Heck von GREENWICH PROPANE, eines 40 Fuß großen
Newick Panache Trimaran während der Transatlantik Auslieferung; er
reduzierte unsere Fahrt von 15 auf 4 Knoten.
WG: Nimm beigedreht das Schwert nur soweit runter wie das Ruderblatt,
Schwimmer zu den Wellen, so dass das Boot seitlich driften kann.
DN: Nimm die Sturmfock nur so hoch wie das stark gereffte Groß mit
dem Ruder unten. Ich wand diese Taktik während des Sturms, der
ANDIAMO inmitten des Long Island Sund an, obwohl da weniger ruppige Bedingungen herrschten.
PH: Ersetze feinmaschige Netze, damit Luft und Wasser besser passieren
kann.
TB: Weise alle Crewmitglieder ein, wie man einen Spinnaker entschärft,
indem man ihn Auswehen läßt, den Kurs dem Seegang anpasst oder
das Fall löst.
Meide selbstsichernde Winschen, öffne die Klemmen.
DW: Wo sollte man den Notausstieg ausschneiden? ORC fordern
einen installierten Notausstieg ab 39,5 Fuß. Sollte unter
dieser Länge nicht ein Platz
markiert werden?
Auf SWAMPFOX markierte ich die tiefstmöliche Position,
welche folglich die höchste bei gekentertem Rumpf war, dabei vermied ich konstruktive Verbindungen.
WG: Für eingebaute Notausstiege so tief wie möglich,
aber über
der Wasserlinie. Der Boden eines Mehrrümpfers bietet nicht viel Platz.
Folgende Methoden ein gekentertes Boot aufzurichten, wurden diskutiert.
TC: Hahnepot vom Bug zieht diesen über das Heck, das Groß bleibt
oben, wird gegen die Wanten gepresst und wirkt wie ein Seeanker und
drückt das Heck ins Wasser;
das Schiff wird oft zu einer Seite kippen; manchmal muss das Heck geflutet
werden, was nicht einfach ist.
TG: Für Küstenboote besorge dir deinen eigenen Hahnepot
und Aufrichtleine, damit ein vernünftig motorisiertes Motorboot
Dich unterstützen kann.
IH: Bringe ein klappbaren Trimaran in den Hafen, nachdem der Mast abgeschlagen
ist.
Klappe den inneren Schwimmer an und ziehe das Boot mit Leinen vom äußeren Schwimmer über den Mittelrumpf.
Es war ein ernüchterndes Treffen von 60 aufmerksamen NEMA Mitgliedern – ein
Rekord für ein Wintertreffen. Die Versammlung klebte an ihren Sitzen
während der zweistündigen
Diskussion, obwohl gleichzeitig das Endspiel der Boston Red Sox gegen
die Cardinals lief.
Über den Autor: Tom Cox ist Vize Commodore der NEMA ( www.nemasail.org)
und segelt seinen 42 Fuß Newick Trimaran TRIAD in Küstengewässern
wie auf See.
TRIAD wurde 400 Meilen von der Küste auf dem Weg von den Bermudas
entmastet, verschwand, wurde aber geborgen und repariert. (MM M/J 96)
Tom überführt Multihulls und verkauft und vermietet Globalstar
Satelliten Telefone für Sprach- und Datenübertragung. www.sailtriad.com
, e-mail tom(at)sailtriad.com.
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