Zu früh im Limfjord?Dies Jahr bestimmte der Fußball unsere Törnplanung. So legten wir ziemlich unvorbereitet nach dem langen kalten Frühjahr bereits Mitte Juni ab. Diesmal sollte es nach Jütland gehen und es bestand ja die Möglichkeit, jederzeit nachzurüsten.
In Dywig fanden wir am ersten Abend Platz zwischen Pfählen und Mole beim Krug. Noch war keine Ferienzeit. Es war ein sonniger, warmer Segeltag von Kiel herauf gewesen. Wir feierten den Auftakt mit einem ordentlichen Abendessen im Krug und wurden auch unsere Euros los. Am nächsten Morgen blies es unter den Wolken kräftig aus Südost und beim Aufriggen des Groß brach uns die oberste Diagonallatte, die das Squaretop straff halten soll. War mein UK-Standardsegelsatz hier nicht optimal zu setzen gewesen, so fehlte uns jetzt Ersatz. Die Latten des Calvert-Groß sind rund und hohl und aus Carbon, um Gewicht zu sparen. |
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Es war Freitag und Regen und Wind brachten uns bis Skaerbek - dem Heimathafen der renommierten Dragonfly-Trimarane. Auch hier fanden wir am Steg einen Platz vor einem brandneuen 1200 er, der die letzten Vorbereitungen traf, um nach Stockholm zu segeln.
Schon der Corsair 36 schien mir zu gewaltig - und nun kommt auch noch Dragonfly mit so einem Monster. Aber es gibt wohl genug Interessenten, die bereits angezahlt haben. Das Abendessen in einem Imbiss am Hafen ersparte uns das Kochen. Morgens unter tief verhangenem Himmel kreuzten wir durch das Fahrwasser vorbei an Fredericia, leichte Schauer, aber guter kräftiger Südost ließ uns schnell unter der Küste hoch laufen, vorbei an den Wochenendseglern. |
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Später klarte es auf und flaute ab. Die Insel Tunö zog die Boote aus der Arhusbucht wie ein Magnet an und in warmer Nachmittagssonne gingen wir vor dem randvollen Hafen auf einem Meter Wassertiefe vor Anker.
Leider kurvten bis spät in den sommerlichen Abend ununterbrochen Kinder mit ihren Schlauchbooten mit Außenbordern immer wieder zwischen den Ankerliegern hindurch und passten so gar nicht zu der malerischen Idylle. Statt Kirchgang weht es wieder mächtig aus Südost, das Groß mit neuer Toplatte und die große Fock ziehen uns mit kräftiger Fahrt ins Kattegat. Schnell ist die Nordspitze von Samsö achteraus - zwei Katamaran-Fähren nötigen uns Respekt ab und zwingen uns zur Kursänderung. |
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Die See wird immer rauer und nach sechs Stunden stehen wir vor Grena.
Ich habe übrigens in Dänemark kein einziges Mal mehr bezahlt als ein Dickschiff, trotz unsrer 7m Breite - auch später als die Plätze knapp wurden. Sonntag Abend - im festlichen Restaurant im Hafen müssen wir vorbestellen. Es gibt Büffet mit freien Getränken - zu zivilen, dänischen Preisen. Die Dänen feiern mit Kind und Kegel. Es geht Ihnen gut, wie wir immer wieder feststellen. Selbst an Montagen sind alle Plätze besetzt - dass wünscht sich unsere heimische Gastronomie auch. |
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Die ersten Yachten müssen nach Anholt und laufen schon vor dem Frühstück aus. Der Südost schiebt sie mit halbem Wind hinüber. Wir laufen vor den Wellen her Richtung Nordnordwest nach Hals. Zuerst unter vollen Segeln, dann ein Reff, das zweite und schließlich nur unter Fock. Bei 10 Knoten rauschen wir die Wellen runter, ab und zu steigt eine Welle von achtern ins flache Cockpit. Wir machen das Schott dicht - sicherheitshalber. Nach fünf Stunden stehen wir vor der Ansteuerungstonne. Hier machen sich die Grundseen bemerkbar und wir atmen auf, als wir trockenen Fußes den Eingang des Limfjord erreichen. Hals - im Hafen direkt unter dem Kran liegen wir in der warmen Nachmittags-sonne und genießen unseren Anleger - aus Cappucinopulver! Im piekfeinen Restaurant gleich nebenan - Montag Abend - ist es wieder rappelvoll - nicht die paar Segler aus der Vorsaison - nein alles Dänen im gesetzten Alter. Ein ausgezeichnetes 3-Gänge-Menue mit gepflegtem Bier. Unser abendlicher Schlaftrunk – ein kräftiger Merlot - kommt aus dem Pappcontainer in Gläser - und ist sogar in jedem Supermarkt nachzukaufen. Auch hier morgendliches Boote Ablegen - wir ziehen den Code Zero am Bugspriet hoch und lassen uns im glatten Wasser den Limfjord Richtung Aalborg schieben. Ausgebaumt weit über einen Schwimmer achterlich umge-lenkt entfaltet er seine volle Wirkung und wir segeln, während die Dickschiffe am Tonnenstrich entlang motoren.
Später passieren wir die drei Sportboothäfen an linker Hand und segeln im Niesel-regen den gewundenen Fjord Richtung Westen. Der Himmel verdüstert sich weiter, der Wind kommt immer vorlicher ein und es wird aufregend mit unserem breiten Schiff im Fahrwasser zu bleiben, Gegenkommern unter Segeln Platz zu machen und an den motorenden Yachten vorbei zu kommen. |
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In der Breite von Nibe stoppt uns heftiger Wind von vorn und eine kräftige Welle vollends auf. Die Segel haben wir geborgen, aber der Außenborder schafft es nicht gegenan. Wir stehen! Und das im engen Fahrwasser! Die Welle lässt uns keine Chance. Gottseidank haben wir nach Lee etwas Spielraum und wir werfen den Anker neben der Fahrrinne. Beim zweiten Versuch hält der Kobra und wir lassen die Schauer in den heftigen Böen über uns ergehen. Es dauert eine Weile, bis der Wind etwas abflaut und wir beschließen Nibe anzulaufen. Mit voller Motorkraft erreichen wir den Fahrwasserabzeiger und kämpfen uns die Meile zwischen den Stangen - links und rechts hat es nur 50 cm Tiefe -bis in die Einfahrt.
Es bläst mit 6, dazu die blank geputzte Abendsonne; aber wir liegen sicher und fest. Das Restaurant - piekfein - schließt gerade und verweist uns auf einen Imbiss im Ort. Der Wetterbericht verheißt nichts Gutes. Südwest 6 ! Also noch ein Glas Roten zusätzlich und Ausschlafen. Nibe wird besichtigt, klein, liebenswert und verschlafen. Dafür genießen wir diesmal in der wärmenden Abendsonne ein köstliches Mahl - in Gesellschaft vieler vergnügter Dänen – im Restaurant am Hafen. Zwar bläst es immer noch aus Südwest am nächsten Morgen - und nicht zu wenig, aber mich treibt die Ungeduld. " Lass es uns versuchen " überrede ich Uli, meinen Mitsegler. |
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Durch die enge Fahrrinne geht es noch vor dem Wind, aber dann müssen wir im Zickzack durch das gewundene, eng ausgesteckte Fahrwasser Richtung Westen. Wir laufen nur unter Fock hoch am Wind, 8 Knoten, 10 Knoten, der Luvschwimmer hebt sich über eineinhalb Meter über das Wasser. Links und rechts außerhalb des engen Fahrwassers zeigt die Karte höchstens einen halben Meter Tiefgang. Wir kämpfen uns durch die Breite und hoffen unter Land auf weniger Seegang. Offensichtlich kommt die kurze, ruppige Welle durch den geringen Tiefstand zustande, sie bleibt und wirft uns trotz schneller Fahrt immer wieder nach Lee. Mir wird mulmig zu Mute. Wenn jetzt das Fall bricht oder die Schot losreißt - hier haben wir keine Chance! Wir riskieren eine Wende - und laufen ab. Sofort entspannt sich die Situation. Schon laufen wir nur unter Fock wieder über 10 Knoten. Aber die Kräfte sind überschaubar und zu beherrschen. Zurück durch das Zickzack, dann der Abzweiger nach Nibe. Keine Chance - Welle und Wind genau von vorn - der Motor schafft es nicht!
Der Wetterbericht verspricht erst Besserung für den übernächsten Tag. Landgang - wir besorgen uns den Blauen Peter - die Signalflagge, um die Bitte um Brückenöffnung zu signalisieren. Stadtbesichtigung, Inspektion der beiden anderen Häfen. Lesestoff im Touristenbüro. Der große, vorbildliche Hafen am Stadtrand - bestens angebunden durch eine Busverbindung - verfügt leider über kein Restaurant - so dass Uli seine Kochkünste unter Beweis stellt. Der Merlot tröstet uns. |
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Als ich um 4 Uhr früh aufwache, hat das 36-stündige Heulen des Windes nachgelassen, die aufgehende Sonne färbt den Himmel im Osten rot und wärmt schon. Angenehmer Wind aus Süd ermutigt mich! Ich wecke Uli und überrede ihn zu einem Frühstück auf See. Diesmal zieht uns das Code Zero gleichmäßig und ruhig Richtung Westen. Vor-bei am Abzweiger nach Nibe, vorbei am Wendepunkt von vorgestern, der Wind wird etwas stärker und fällt vorlicher ein.
Vorbei an Logstör - noch einmal 2 Meilen durch die enge Fahrrinne - hier hat sich eine unangenehme See aufgebaut, die zusätzlich durch das Flach links und rechts noch ruppiger wird. Eine Yacht läuft ohne Stützsegel Richtung Logstör - Sie wird übel hin und her geworfen und macht kaum Fahrt voraus. Wir sind erleichtert, als wir endlich die Ansteuerungstonne querab haben und Richtung Amtoft ablaufen können. Schnell sind wir vor der Enge, die in die Bucht von Thisted führt. Aufkreuzen im Feggesund, der Fähre ausweichen, die Untiefentonnen beachten und dann sehen wir an Steuerbord unsere Ankerbucht vor uns. Bald liegen wir unter Land im Windschatten und glattem Wasser vor Anker in Horsör Havn. Es ist halb Zwei, die Sonne wärmt und wir genießen den ruhigen Nachmittag mit Faulenzen. |
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Seit zehn Tagen sind wir unterwegs, unser 2. Ankerplatz - bald 280 sm haben wir hinter uns und sind nun wirklich im Limfjord. Über Nacht dreht der Wind auf Nordost - wie vorhergesagt - eine Verschnaufpause - gute Drei und glattes Wasser! Unsere Bedingungen!
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Am Südosteck der Insel Mors nehmen wir die Segel auf Backbord. Erst jetzt wird uns bewusst, dass uns ein strammer Nord schnell in die Einfahrt nördlich Jegindö schiebt. Nach Segelwechsel und wenigen Kreuzschlägen ankern wir dicht unter der Küste in der Glomstrup Vig - wärmstens empfohlen von Gerti und Harm Clausen in ihrem Führer „Ankerplätze in Dänemark“. Wir sind allein. Weit und breit kein Boot zu sehen. Ein Fischer grüßt im Vorüberfahren zu seinen Netzen. Sonntag Nachmittag - und wir sind die Einzigen - und bleiben es auch. Am Morgen nimmt der Nordost zu und erste Schauer lassen uns ins Ölzeug schlüpfen. Es macht Freude in dem engen Fahrwasser aufzukreuzen, immer wieder schaffen wir es haarscharf um die Tonnen. Doch mir wird klar, der Wind wird durch das Land kanalisiert und wir müssen den ganzen Vilssund ausgerechnet gegenan! In der Enge nordöstlich Doverodde müssen wir die Segel bergen und unter Motor gegenan dampfern. Zusätzlich kreuzt ausgerechnet die Fähre unseren Kurs. Nach 2 Meilen erweitert sich das Fahrwasser und wir ziehen die Segel hoch und kreuzen mühsam gegen Wind und Welle auf. Es regnet in Strömen und wir ziehen die möglichen Ankerplätze
in Betracht. Dann bergen wir erneut die Segel und motoren die letzte Meile zur Vilssund-Brücke.
Thisted findet im Regen statt - Dusche - Besorgungen - Bunkern - alles in Ölzeug - selbst zum Abendessen - natürlich reserviert, trotz Montag - stiefeln wir wetterfest. Das Gelände am Wasser ist im Umbruch - wie überall - und die attraktive Lage behauptet sich bereits mit einigen modernen Gebäuden neben Brachland und aufgeschüttetem Grund. |
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Segler, die von Dosenbrot und Hartwurst die Nase voll haben, sollten Thisted unbedingt in ihren Törnplan aufnehmen - das "Bryggen" ist eine Reise wert! Wir liegen im Windschatten der großen Lagerhäuser und unter der hohen Mole, als wir am nächsten Morgen - wieder in Ölzeug - ablegen. Mit Rauschefahrt geht es die sieben Meilen unter der Küste Richtung Osten. Und zum dritten Mal kreuzen wir durch die Enge des Feggesund südwestlich Amtoft hinaus, dann rauschen wir mit halbem Wind über die Bucht zur Fahrrinne nach Logstör. Strammer Nordost und glattes Wasser bringen uns mit einem Jauchzer zur Ansteuerungstonne, unter tief verhangenem Regenhimmel passieren wir den vollen Hafen Logstör. Wir sind die Einzigen auf dem Wasser - erst viel später kommen uns vereinzelt Yachten im Fahrwasser entgegen. Unser Timing stimmt. Segelbergen, zwei Kringel vor der Aggersund Brücke und dann hebt sich die Fahrbahn und gibt die 35 Meilen bis Aalborg frei. Trotz des grauen Tages, hier im glatten Wasser bei halbem Wind ist es
ein reines Vergnügen. Wir haben das Fahrwasser für uns und
segeln mit Genuss.
Als wir zum Schiff zurückkehren, heult bereits der Wind wieder
heftig in der Takelage. Es bläst nun um 7 aus Südwest. Der
Wetterbericht verspricht nichts Gutes und es kommt, wie nicht gewünscht. Wie angekündigt flaut es in der Nacht zum Donnerstag ab und morgens
wärmt die Sonne. Laut Aussage des Hafenmeisters öffnet die
Eisenbahnbrücke UND die Straßenbrücke ( sie liegen nur
700 m auseinander) nach der Hauptverkehrs- |
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Also laufen wir gegen 8 Uhr 30 aus und motoren gegen Wind (jetzt kommt er aus Ost!) und Strom Richtung Brücken. Voraus verlassen weitere Yachten die beiden stadtnäheren Häfen - und plötzlich hebt sich die Eisenbahnbrücke - viel zu früh und für uns unerreichbar. Zu allem Unglück setzt auch noch der Aussenborder aus! Seetang hat sich um die Schraube gewickelt. Als wir sie befreit haben und der Motor wieder schiebt, geht das Hubteil bereits wieder runter. Das heißt wohl über eine Stunde warten. Brav haben wir die
Flagge N im Steuerbordwant gesetzt - aber gegen den Fahrplan der Bahn
haben wir keine Chance. Ein Vorortzug rattert über die Brücke, es ist 15 vor 9 Uhr. Und dann springt das Lichtsignal auf "Vorbereitung zur Öffnung", wir geben Gas - wieder kommt Seegras und Tang mit dem Strom in die Schraube, aber diesmal machen wir nur deutlich weniger Fahrt. Es gelingt uns mit mühsamen 3 Knoten als Letzter die zweite Öffnung zu passieren. Schnell nehmen wir den Motor hoch und befreien die Schraube von dem Gestrüpp und dann mit Volldampf Richtung Straßenbrücke, die sich pünktlich um 9 Uhr hebt. Wieder haben wir unsere liebe Not gegen Strom, Wind und neuen Tang in der Schraube im letzten Moment unter dem sich bereits senkenden Hubteil durchzuschlüpfen. Reine Nervensache - aber nun reicht es auch - vier Brücken - sieben Durch-fahrten - Wind, Strom und Tang - und dann noch von der falschen Seite. Ab jetzt haben wir bald freie Fahrt und nicht das enge Fahrwasser bestimmt unseren Kurs. Mit der Sonne schläft der Wind von Süd immer mehr ein, wir liefern uns mit den Mitläufern reizvolle Gefechte um den ersten Platz bis Hals - nur weil die anderen irgendwann entnervt den Jockel zu Hilfe nehmen und wir beharrlich segeln wollen, werden wir Letzter. So wird es Mittag, bis wir Hals passieren und ins freie Wasser gelangen. Der Wind dreht nach allen Seiten und nur noch leichte Thermik vom Land füllt halbwegs unsere Segel. Dicht unter Land zieht ein Segler Richtung Süden. Sollte dort mehr Brise sein? Wir gehen über Stag - Grena können wir vergessen - und laufen Südwest mit 2 Knoten. Es ist mühsam, aber wir kommen nach Süden.
Endlich erleben wir, wovon Jan Werner in seinem Törnführer Dänemark schwärmt! Die Ruhe und die pure Natur in den Gewässern Jütlands. An einer gelben Boje der dänischen Seglervereinigung liegt ein zweites Boot- weitab von uns. Aus dem Land schiebt sich ein großes Küstenmotorschiff durch das enge, gewundene Fahrwasser Richtung Kattegat - kaum Bugwelle und das sonore Tuckern der Maschine lässt es vorüberschweben. Die tiefstehende Sonne wärmt noch, eine Vielzahl von Vogelstimmen klingt vom nahen flachen Land herüber und die einzelnen Wolken im Westen färben sich in manigfaltigem Rot und verfremden den Ausblick zu einem Gemälde. |
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Gekrönt wird das Glück durch eine ruhige Nacht. Kein Plätschern, kein Rucken am Hahnepot, kein störendes Geräusch - für ein paar Stunden erleben wir das Paradies. |
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Am nächsten Tag laufen wir am Wind auf die Nordostecke von Djursland zu. Erst nach ihrem Runden macht sich die unangenehme Welle aus Südost bremsend bemerkbar, dazu setzt noch Strom von einem Knoten nach Nord. Die Wohnwagen sind da! Yachten mit Wäscheleinen vom Top zum Heck,
Sattelitenschüssel am Steg mit Schraubzwingen befestigt, Klappräder
vom Feinsten, sorgfältig an den Stromverteiler angeschlossen und
ein Tritt mit Geländer, der Hundekorb samt frisch geschorenem Pudel
auf dem Vorschiff, dazu mit dem zehn Meter-Boot in der Box für 15
m, obwohl überall reichlich Platz ist - jedenfalls am frühen
Nachmittag. "Hier bleiben wir eine Woche"! Grena - die Urlaubszeit hat begonnen - unübersehbar - aber der Vorort von Anholt ist groß. Hier ist selbst nach Sonnenuntergang Anfang Juli noch Platz! Es ist gegen 14 Uhr, als wir einlaufen und wieder einen Platz am Steg finden, am äußersten Ende - wieder blockieren wir ausgebreitet 3 Boxen und zahlen nur für unsere 31 Fuß. Wie in fast allen dänischen Häfen sind auch hier die Stege mit mehr als ausreichend Stromsäulen bestückt. Nur in Kerteminde kostete der Anschluss 10 Kronen extra, dafür liegt er wie fast überall so nah, dass wir mit unserem 12 m Kabel mit blauem Campinganschluss immer hin kamen. Auch die Wasseranschlüsse sind überall reichlich vorhanden. Ich erinnere mich noch an Zeiten, in denen der Skipper ein Sortiment von Passstücken mitschleppte, ebenso alle denkbaren Steckervariationen und endlos Kabel und Schläuche - weil der Absacker "Whisky on the rocks" sein musste. Natürlich reservieren wir als erstes im Restaurant für das
Büffet. Und da treffen wir die Unterhemden und die Badehosen neben
den Yachties mit Wappen auf den Klubsaccos und ihren eleganten, fein
gemachten Damen, die uns eben noch beim Anleger Respekt abverlangten. Wir haben es genossen - und uns gefragt, ob der Abend vorher mit selbst zubereiteten Spagettis und unserem Merlot aus dem Pappcontainer, aber im Glas nicht reizvoller war. |
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Weiter Richtung Süden - der Wind lässt uns im Stich und der Strom steht gegen uns. Thermik schiebt uns gemütlich auf die kleine Insel Hjelm zu - es ist warm und seit langem segeln wir wieder in Badehose. Der Südost nimmt mit der steigenden Sonne zu. Gern würden wir hier unter dem Leuchtturm vor Anker gehen, so idyllisch schaut es aus und trotz Samstag und der Nähe zu Arhus liegen nur drei, vier Boote hier vor Anker. Dafür kann man mit den Masten in Tunö Mikado spielen, so rappelvoll ist es dort im Hafen und wie die Lemminge kommen von allen Seiten weitere Boote. Westlich Samsö neben Marup liegen schon 12 Ankerlieger, 5 weitere Yachten steuern unter Motor im Eiltempo den überfüllten Hafen an, als wir um die Nordwestecke kommen. |
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Weiter Südost 3 bis 4 ist angesagt! Uns soll es Recht sein. Der Kurs läuft nach Süd unter Land, das verspricht schnelles Segeln in glattem Wasser. So geht es nach dem Frühstück mit 10 Knoten durch die Marup Vig, vorbei an der Südwestspitze Samsö und als die letzten Boote am späten Sonntagmorgen die Ankerbucht Korshavn verlassen, laufen wir schon ein. Ich habe den Platz in bester Erinnerung, aber diesmal pustet es den
ganzen Tag und die Nacht direkt von Süd in die Bucht und das nimmt
der Idylle den Reiz. Nachdem wir die Nordostecke Fyns Hoved am nächsten Morgen umsegelt
haben - unsicher, ob uns der Südost mit seiner lang anlaufenden
Welle nicht in den Kleinen Belt zwingt - können wir zuerst gut unter
Land in West aufkreuzen. Aber je weiter wir nach Süden kommen, je
vorlicher erfasst uns der schwächelnde Wind.
Einkauf im Supermarkt - Postkarten schreiben - Sprit bunkern 5 Liter - und Essen im Yachtklubrestaurant - ohne Anmeldung, trotz Montag sind noch Plätze frei. Wir sind erstaunt und sehen auf vielen Booten die Crew im Cockpit beim Abendbrot. Urlaubszeit mit Klapprad und Lidltüte. |
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Weiterhin leichter Südostwind ist angesagt.
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Ein langer, heißer Tag in Badehose, bis wir südlich der Osteinfahrt des Svendborgsunds in der Lunkebugt Anker werfen. Unser 7. Ankerplatz - weit und breit kein Schiff. Windräder drehen sich gemächlich im leichten Ost. Die Sonne wärmt. Hier beginnt die Dänische Südsee.
Vor Avernakö schwenken wir nach Süden, westlich an Drejö vorbei rauschen wir plötzlich wieder mit 10 Knoten Richtung Aerosköbing. Die große Bucht Revkrog westlich des Hafens wird unser achter Ankerplatz. |
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Es ist so heiß, dass wir unsere Siesta unter Deck verbringen! Ich gestehe, so etwas habe ich in unseren Breiten noch nicht erlebt. Ich liebe die Sonne und kann nicht genug davon bekommen - aber diesmal gibt es keinen Schatten und der Wind kühlt nicht - selbst ein Bad hilft nur für den Moment. Die dänische Südsee macht ihrem Namen alle Ehre! Jetzt ist es schon der siebte Tag, der uns warmes, sonniges Wetter beschert! |
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Aber jetzt Sonne satt ! Und es sollte so weiter gehen!
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Nach einer ruhigen, behaglichen Nacht segeln wir über Sonderburg in die Vemmingbucht und kreuzen sie bis in die hinterste Ecke auf, der Himmel ist bewölkt und es bläst kräftig aus West. Über die Flensburger Außenförde geht es zurück nach Wackerballig. Hier erhalten wir im Strandhaus ein vorzügliches Abendessen - und sind plötzlich allein. Fußball-Deutschland spielt um den dritten Platz, wird uns erklärt. Das angebotene Frühstück am nächsten Morgen nehmen wir dankend an - schließlich haben wir unseren Kaffee seit 24 Tagen selbst gekocht. Wir können es empfehlen, denn das Mittagessen kann man danach ruhig ausfallen lassen! |
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Schnell geht es nordwärts - unter kräftigem West über
das Flach südlich von Kalkgrund und dann heißt es reffen!
Der Wind geht auf Südwest und wir kreuzen unter dunklen, schweren
Wolken in Richtung Schleimünde auf. Unmittelbar stürzen Regenschauer aus den Wolken, es schüttet
wie aus Eimern, der Wind ist plötzlich weg, die Segel schlagen und
ebenso plötzlich presst er uns von der anderen Seite aufs Wasser.
Dieter an der Pinne luvt an und wieder ist der Druck weg, um unvermittelt
von einer neuen Richtung uns anzuspringen.
Eine Stunde später liegen wir gleich südlich hinter der Einfahrt Schleimünde auf 1 m Tiefe vor Anker und trocknen in der wiederkehrenden Sonne unsere nassen Sachen. 25 Tage sind wir unterwegs - es ist unser 10. Ankerplatz und morgen geht es nach Haus. Schleimünde - Möltenort 21,3 sm in zwei Stunden. So schnell waren wir noch nie auf unsrer Hausstrecke. Strammer Südwest aus der Eckernförder Bucht heißt halber Wind bei seitlicher Welle - unsere Idealvoraussetzung. Fazit unsrer 26 tägigen Reise: mehr Zeit im Limfjord und ruhiges
Spätsommerwetter dort oben wäre ideal - aber wer kriegt das
schon? |
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Peter Meincke, Sommer 2006 |
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07.12.2006 |