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Veröffentlicht in "Mehrrumpfboote" Nr. 114 - Januar 2005

Mit dem „Gameboy“ durchs Schwarze Meer

Schon im Sommer 1998 umrundete ich das Schwarze Meer mit einem Vorläufer des Pocket -PC: Die amerikanische Firma Lowrance hatte ein handtellergroßes Gerät auf den Markt gebracht, welches durch einen GPS-Empfänger jederzeit die exakte Position auf dem kleinen Bildschirm mit der hinterlegten Karte lieferte. Ursprünglich für Überlandfahrten in den USA entwickelt, konnte man bald auch alle vorhandenen elektronischen Seekarten sich auf die Speicherkarte spielen lassen.

Hatte mein Skipper sich im Bosporus noch über meinen „Gameboy“ lustig gemacht, als ich ihm erklärte, dass wir im Neerstrom dicht am Ufer mit 7 Knoten Richtung Schwarzes Meer fuhren, obwohl seine Log nur 4 Knoten anzeigte, so ließ er sich dann doch überzeugen. Tiefschwarze Nacht auf der 220 sm langen Strecke von der bulgarischen Küste unter Segeln Richtung Sevastopol und eine verloschene Tonne voraus genau auf unserem Kurs.

Für den „ Gameboy“ war das kein Problem. Klar erkennbar auf dem kleinen erleuchteten

Bildschirm konnten wir lange vorher dies Hindernis orten und berechnen, wann wir in seine Nähe kommen würden, um es im sicheren Abstand zu passieren.

Fünf Jahre später brachten wir zu zweit einen F 24 Trimaran - wieder in rabenschwarzer Nacht - im Gewittersturm sicher in die rappelvolle Ankerbucht nördlich von Losinji in Kroatien. Ein Pocket -PC von Compaq mit dem GPS-Empfänger von Navman leistete diesmal perfekt seinen Dienst.

Schon auf der wilden Fahrt durch die kroatische Inselwelt südlich von Pula - wir schossen mit 10 Knoten vor dem Wind durch die Nacht, die Lichter auf den Felsen waren in den Regenschauern kaum zuzuordnen - wussten wir jederzeit unseren Standpunkt: Auf der abgebildeten Karte auf dem Pocket -PC bewegte sich klar erkennbar unsere Position, zeigte den Kurs und die Geschwindigkeit. Wir waren früh um 9 Uhr in Novigrad gestartet und jetzt nach Mitternacht war es eine großeBeruhigung, genau zu wissen, wo wir in dieser Finsternis nach Backbord mussten, vorbei an dem unbeleuchteten Felsen und hinein in die überfüllte Bucht voller Ankerlieger. Und nun sahen wir an den Tiefenangaben genau wie dicht wir unter Land konnten. In der hintersten Ecke - wenige Meter vom Land fiel unser Anker.

Die verwendeten Kartensätze kommen von Maptech USA (www.maptech.com). In Deutschland werden sie vom Nautischen Verlag Arnis vermarktet (www.nv-verlag.de).

Sie entsprechen den herkömmlichen Seekarten und liefern alle hier verfügbaren Daten. Seit geraumer Zeit werden beim Erwerb des gedruckten Kartensatzes häufig eine CD mit den digitalisierten Karten mitgeliefert.

Natürlich läßt sich das Ganze wunderbar auf dem Rechner zu Hause planen - eine inspirierende Vorbereitung auf den nächsten Traumtörn. Hafenpläne werden farbig ausgedruckt, Routenplan und Wegepunktliste liegen schwarz auf weiß vor und erleichtern später in kabbeliger See manche Eingabe.

Ich habe viele graue Wintertage genutzt, um von der Karibik zu träumen, Routen ausgearbeitet, Wegepunkte eingegeben, Alternativen berechnet - und in mancher langatmigen Versammlung meinen Pocket -PC als Kurzweil genutzt.

Denn alles, was man am heimatlichen Rechner, plant, entwirft und vorbereitet, spielt man auf seinen Pocket -PC und hat es so jederzeit dabei. Nutzt man Speicherkarten, so kann man die Reviere trennen und für die Wochenenden das Heimatrevier laden.

Und dann ist man eines Tages in den Leewards Islands und fühlt sich wie zu Hause.

Man kennt die Tagesetappen, Ankerplätze und möglichen Alternativen zu den geplanten Routen. Die Hafenpläne vergrößere ich und kontrolliere die Tiefenlinien. „Ein Bild ...“

Natürlich kann man seinen Laptop mit aufs Charterschiff schleppen - groß genug wird es sein und der Strom sollte auch nicht das Problem sein. Auf dem eigenen Schiff hat man ja seinen Plotter! Aber auf einem Trimaran gibt es halt nur einen 12 Volt Anschluß, Salzluft, Feuchtigkeit und wenig Platz.

Da ist der kleine, handliche Pocket-PC - der sich auch eine ganze Weile aus seiner Batterie speisen kann, bevor er wieder nach dem Bordnetz ruft - meines Erachtens eine hervorragende Unterstützung. Als Ankerwache eingesetzt fördert er sogar den erholsamen Schlaf.

Und wer aus den Schären nicht rausfindet, fährt auf dem gespeicherten Track zurück. Abends hat man dann die Distanz, Zeit und Durchschnittsgeschwindigkeit im Speicher, kann sie zu Hause auf den Hauptrechner exportieren und ausdrucken.

Für Autofahrer wird ein Schwanenhals mitgeliefert und das Gerät ersetzt ein fest eingebautes Navigationsgerät.

Garmin bietet seit 2 Jahren eine Alternative und wirbt mit den „besseren“ Karten. Raytheon soll auch bereits nachgezogen haben.

Mein Gameboy ist zurzeit in kubanischen Gewässern unterwegs und möchte im Sommer zum Multihull Treffen nach Riga!

Der Winter ist gerettet.

Autor: Peter Meincke



15.10.2006
by eus